19.03.2017
Verlängerung Arbeitslosengeld 1
Gedanken zum Arbeitslosengeld Q des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz

„Die Idee: Arbeitslosen, die nicht innerhalb von drei Monaten eine neue Stelle finden, muss die Arbeitsagentur eine Qualifizierungsmaßnahme anbieten, die die Vermittlungschancen nachhaltig erhöht. Für die Dauer dieser Weiterbildung zahlt die Arbeitsagentur ein neues „Arbeitslosengeld Q“ in Höhe des regulären Arbeitslosengeldes I.“

„Beispiel: Ein 50-Jähriger hat bislang Anspruch auf 15 Monate Arbeitslosengeld I, bevor er zum Hartz-IV-Bezieher wird. Macht er nun nach zwei Monaten eine einjährige Qualifizierung, hätte er mit dem Schulz-Plan danach immer noch 13 Monate Anrecht auf das Arbeitslosengeld: Insgesamt bliebe er also 27 Monate im ALG-I-System. Die Bundesagentur fördert bislang Weiterbildungen bis zu zwei Jahren. Wer 58 Jahre und älter ist und seinen Job verliert, hätte mit einem ALG-Anspruch von 24 Monaten und der längst möglichen Weiterbildungsdauer immerhin vier Jahre im ALG-System sicher. Allerdings sind die Qualifizierungsmaßnahmen in der Regel deutlich kürzer, meist nur einige Monate – ältere Arbeitnehmer würde der Plan wohl nur vorübergehend vor dem Wechsel zu Hartz IV schützen.“ (Quelle: WAZ, Christian Kerl (06.03.2017) www.waz.de/politik/martin-schulz-will-laenger-arbeitslosengeld-zahlen-lassen-id209826147.html)

Lieber Martin Schulz,
die Methode ist nicht neu. Vor der Agenda 2010 war die Praxis genau so. Gebracht hat es übrigens nichts. Auf den ersten Blick vielleicht eine bestechende Idee, aber leider nicht konsequent zu Ende gedacht. Das klappt nur, wenn wir die Arbeitgeberseite gleichzeitig zwingen, die so weitergebildeten 50- bis 60-Jährigen auch verstärkt einzustellen. Ansonsten ist nur wieder 1 Milliarde Euro Steuergeld sinnlos verbrannt. Wenn die Wirtschaft wirklich qualifiziertere Arbeitskräfte braucht, sollte sie sich auch angemessen an den Kosten beteiligen.

Meine Erfahrung aus mittlerweile 22 Jahren Coaching: Wenn man einmal draußen ist, sinkt ab Anfang 50 die Chance rapide, wieder in den Job zu kommen. Ab 60 ist es wie ein Sechser im Lotto. Und das liegt gewiss nicht an der mangelnden Qualifikation. Die Gründe dafür sind eher eine Mischung aus zu teuer, zu unflexibel, zu anspruchsvoll, zu krankheitsanfällig und zu wenig Restlebensarbeitszeit. (Mit Mitte 50 bleiben eben nur noch lächerliche 12 Jahre. Da lohnt sich die Einarbeitung nicht.) Hinzu kommt die Problematik der Überqualifikation. Selbst wenn er oder sie dazu bereit ist (und das sind mittlerweile die allermeisten): In Deutschland arbeitet ein Meister nie mehr als Geselle und eine Abteilungsleiterin nie mehr als Sachbearbeiterin. Einem meiner Kunden, einem ehemaligen Fertigungsleiter, glaubte im Vorstellungsgespräch niemand, dass er als "gelernter" Industriemeister am liebsten wieder Lehrlinge ausbilden möchte, weil Karriere für ihn eben nicht alles im Leben ist.

Was bleibt? Viele ab 60 versuchen, nach zwei Jahren Arbeitslosengeld vorzeitig in Rente zu gehen. Diese oft bereits sehr gut oder sogar überqualifizierten Menschen und ihr Know-how sind so für den Arbeitsmarkt verloren. Zusätzlich werden Arbeitslosen- und Rentenkasse belastet. Damit Ihre Idee fruchtet,verehrter Herr Schulz, bräuchten wir also nicht nur eine betriebliche Frauenquote sondern auch eine Altersquote. Ich bin gespannt, wie Sie das durchsetzen wollen.

„Die, die uns bis 70 arbeiten lassen wollen und die, die keinen über 50 mehr einstellen, das sind dieselben oder?“

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